Podcast 23. Eine Tasse Tee mit Katrin de Buhr

Im Podcast des Zonta Club Leer-Ostfriesland sind regelmäßig starke und selbstständige Frauen zu hören, die aus ihrem Leben, von ihrem Engagement und ihrer Arbeit berichten – umso mehr habe ich mich darüber gefreut, selbst ein Teil des Podcasts sein zu dürfen. In der 23. „Tasse Tee“ habe ich über meinen ganz persönlichen Weg, dass die Zeiten einer Entscheidung für Kind ODER Karriere vorbei sein sollten und über die Förderung von berufstätigen Frauen und der Motivation für mutige Gründerinnen gesprochen. Auch die Entstehung des internationalen ZONTA Convention Logos wird aus dem Nähkästchen beleuchtet. Hört gerne rein bei oder lest euch durch das tolle Interview!

 

Susanne: Herzlich Willkommen zum Zonta Podcast Tee Tied. Ich bin Susanne und ich heute erstmal alleine, denn Ute steht noch im Stau. Sie wird aber gleich dazukommen. Über unseren heutigen Gast freuen ich mich besonders: Katrin de Buhr. Katrin ist Mitglied bei uns im Zonta Club Leer-Ostfriesland und ist Geschäftsführerin der erfolgreichen DESIGNSTUUV Werbeagentur in Aurich. Ich freu mich, dass du Zeit für mich hast.

Katrin: Hallo Susanne, herzlichen Dank für die Einladung und toll, dass ich bei diesem wahnsinnig schönen Podcast-Projekt dabei sein darf.

Susanne: Katrin, magst du dich einmal vorstellen und erzählen, wer du überhaupt bist und was du machst.

Katrin: Gerne! Mein Name ist Katrin de Buhr, ich bin 42 Jahre alt und bin Unternehmerin mit einer Werbeagentur in Aurich, Ostfriesland. Hier hab ich 20 Mitarbeiter unter dem Dach in verschiedenen Bereichen vereint. Außerdem bin ich Mutter von 3 Kindern und verheiratet. Ostfriesin bzw. Oldenburgerin mit ostfriesischen Wurzeln und zurückgekommene Ostfriesin.

Susanne: Hört sich nach einem ziemlichen Programm: drei Kinder, Werbeagentur, 20 Mitarbeiter. Da können wir gleich noch mal gern drüber sprechen. Dir ist ja auch gerade dieses Thema „Wie kann man Frauen und Beruf eigentlich auch fördern und verbinden“ wichtig. Vielleicht erst mal über dich selbst, wie gelingt es dir, diese beiden großen Aufgaben hinzukriegen?

Katrin: Im Grunde habe ich mir natürlich sehr viel auf die Fahne geschrieben in meinem Leben und habe natürlich ein volles und straffes Programm. Da ist kein Meister vom Himmel gefallen, das lernt man mit den Jahren. Die Rolle als Mutter und Unternehmerin ist natürlich schon ein Drahtseilakt und ein großes Organisationsfeld, was mit den Jahren durch klare Strukturen gewachsen ist – mit jedem Mitarbeiter wachsen auch die Strukturen. Um allen Kunden gerecht zu werden, braucht es einen klaren Fokus und klare Entscheidungen.

Susanne: Hast du noch Tipps, die neben klaren Strukturen noch helfen?

Katrin: Gerade wir Frauen haben ja noch ein bisschen mehr auf der Uhr, als die Männer – der Haushalt, die Kinder, die Verantwortung, die Schule, die Mitarbeiter, die Bedürfnisse der Mitarbeiter und auch intensive Kundenbindungen. Ich glaube, da gehen wir von Haus aus schon sehr gut organisiert durchs Leben. Wie gesagt, man wächst mit seinen Aufgaben. Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass ich sagen muss, dass Frauen auch sehr gefordert sind, diszipliniert zu sein. Auf der einen Seite machen wir das mit einer gewissen Leichtigkeit, auf der andern aber geht es nicht ohne Disziplin. Mir wird oft gesagt, dass es mir leicht fällt oder leicht aussieht. Tatsächlich ist da auch sehr viel Selbstdisziplin hinter. Und das sieht man manchmal vielleicht nicht bei all der Fassade. Bei Instagram hat man natürlich die schönen leichten und fröhlichen Bilder, aber da steckt viel Arbeit hinter – das darf man nicht vergessen.

Susanne: Das ist wichtig, dass du es noch mal sagst. Ich finde, du machst es sehr vorbildlich. Ich denke auch, du und deine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hier ein Vorbild – gerade hier auf dem Land: „So geht das also, eine Firma zu leiten, Unternehmerin zu sein und trotzdem drei tolle Jungs zu haben und zu erziehen.“ Wie förderst du deine Mitarbeiterinnen dahingehend?  Ihr habt auch ein paar Mütter im Team.

Katrin: Das Gute daran ist, dass ich auch so meine AHA-Momente in meinem Leben hatte und auch einen persönlichen Bezug habe. Ich selber habe mit der Rolle der Mutter in der sehr Werbewelt eine Karriere von Norden nach Süden gemacht und zurück. Ich kenn die Probleme und die Bausteine für Mütter, an welchen Stellpunkten sie ihre Karriere oft verlieren oder auch auf Karriere zwangsläufig verzichten müssen. Ich bin da selbst durchgegangen und hatte Momente, in denen ich dachte: „Wow hier gehts nicht weiter, hier krieg ich Grenzen aufgezeigt, die so nicht sein dürften“. Ich versuche genau diese Grenzen abzubauen, gerade hier in Ostfriesland. Ich hatte auch einen sehr emotionalen Moment, als ich mein zweites Kind bekommen habe und aus Süddeutschland zurückkam und dachte, ich könne hier einfach so in einem großen Unternehmen wieder einen Job bekommen und ganz normal meine Karriere weiterführen. Da ist mir sehr deutlich gemacht worden, dass die Strukturen hier einfach anders sind. Einer Mutter, mit damals noch zwei Kindern, wird es gar nicht zugetraut so ein Job zu machen. Ich habe für mich gar keine Grenzen gesehen und auch für anderen Frauen nicht, die ich in meiner beruflichen Karriere kennengelernt hab. Ich hatte selbst eine Mentorin, die mich gefördert hat in jungen Jahren und die Entscheidung, dann zu sagen: „Okay, wenn die Strukturen noch nicht so weit sind, dann schaffen wir diese Strukturen hier und gehen einfach vorweg.“ Es war niemals so, dass ich gedacht hab, dass ich mal eine Agentur mit 20 Mitarbeitern betreibe. Sondern ich hab einfach gedacht wir schaffen erst mal einen Job für eine Frau und vielleicht schaffen wir noch mehr (Karriere-)Möglichkeiten für andere Frauen und dann kam die Nächste dazu und die Nächste. Mit jeder Frau, die bei uns ins Unternehmen kommt, lebe ich aus, dass ich Frauen in die Karriere helfen kann –  gerade die Digitalbranche ist ein wichtiger Punkt dabei. In der Digitalwirtschaft sind tatsächlich nur 13 Prozent Frauen aktiv und auch bei den Gründerinnen sind es lediglich 30 Prozent Frauen – da ist unglaublich viel Luft nach oben. Und wenn man das auch so ein bisschen vorlebt, Mut macht und engagierte Frauen motiviert ein Stück weit mehr an sich zu glauben, sind das Punkte, die ich unglaublich gerne fördern möchte und das tue ich seit jetzt 11 Jahren. Wir haben hier schon ganz viele Mütter im Unternehmen gehabt und auch aktuell haben wir noch viele (werdende) Mütter.

Susanne: Gerade aktuell Katrin, von den 20, wie viele haben Kinder?

Katrin: Wir haben aktuell 8 Kinder, zwei sind unterwegs, das macht 10 – das ist der aktuelle Stand gerade. Und wir hatten schon in den letzten Jahren auch Mütter von 3 oder 4 Kindern und ich kann nur sagen, dass dies, bis zur Corona Krise, sehr sehr gut klappte. Weil wir, anders als Firmen mit klassischen Strukturen, sehr flexibel Arbeiten.

Susanne: Ute ist da!

Ute: Guten Morgen!

Katrin: Guten Morgen Ute.

Ute: Auch in Ostfriesland gibt es Stau. Entschuldigung.

Katrin: Wir bieten Frauen bei uns in der Agentur eben auch fernab dem, was ich früher in den klassischen Agenturstrukturen mitbekommen habe, ein sehr agiles Arbeiten an. Man kann tatsächlich bei uns auch mit wenigen Stunden starten, wenn man gerade ein Kind bekommen hat oder gerade in der Elternzeit ist oder Stillen muss. Wir haben auch Stillmöglichkeiten, die hier auch schon intensiv wahrgenommen wurden. Wir bieten ganz flexible Arbeitsaufteilung an. Das ist in vielen Firmen gar nicht mehr unüblich. Erst letzte Woche hat eine neue Mutter bei uns angefangen, eine ganz junge Mutter, die ihr erstes Kind bekommen hat und tatsächlich auch wenig Perspektive hatte in klassischen Unternehmen und das finde ich total traurig. Sie ist hoch motiviert und fachlich top, das muss man dazu sagen. Die Mütter, die bei uns arbeiten, sind alle fachlich herausragend.

Susanne: Also Katrin, ich glaube, da hast du jetzt was ganz Wichtiges gesagt. Die Haltung des Unternehmers und der Unternehmerin spielt eine ganz wichtige Rolle. In dem Moment, wo ich als Chef oder Chefin glaube, das kann gehen und ich traue das dieser Frau zu, dann traut sie es sich selber auch zu und es wird auch funktionieren. Ich finde es toll, dass ihr das anbietet und vorlebt.

Katrin: Genau, ich denke auch, es liegt immer an der Frau selber, also mit Sicherheit kann man nicht für alle Frauen sprechen und halte auch nicht so viel davon, eine Frauenquote hochzuhalten. Ich denke, es soll hier um Leistung gehen und es darf auch jeder Mann nach Leistung bewertet werden, jede Frau sollte auch nach Leistung bewertet werden. Ich glaube auch, Frauen brauchen keine Quote – wir sind gut in dem, was wir machen. Und das gilt auch bei Frauen, die man einstellt. Man muss sich auch die Mütter ganz genau angucken und wie deren Haltung ist. Ich hab das bisher eigentlich durch die Bank weg erlebt, dass die Mütter unglaublich gerne arbeiten und dankbar sind schon kleinste Angebote an Stunden wahrzunehmen – einfach um im Job zu bleiben. Heutzutage ist es so, dass jede Mutter sich engagieren sollte in irgendeiner Form im Job am Ball zu bleiben. Ich glaube, die Zeit ist einfach vorbei, wo man sich verabschiedet und man erst mal eine Kinderzeit macht. Man sollte sich auch nicht mehr entscheiden müssen zwischen Arbeit und Familie, sondern es sollte normal sein, dass wir arbeiten gehen und die Arbeitgeber dürfen sich da durchaus auch anpassen und einfach Modelle anbieten, die auch in Familienleben integrierbar sind. Das darf kein entweder oder sein. Und das hab ich auch nie akzeptiert. Ich weiß noch, dass mich ein männlicher Unternehmer mal angesprochen hat „Wieso hast du jetzt eine schwangere Frau eingestellt, das sortiert man doch gleich aus, wenn man das mitbekommt, da wirst du noch großen Ärger haben.“ Und ich hab zu dem gesagt: „ Nein, ich hab eine wahnsinnig fähige Kraft eingestellt und die wird uns über Jahre ganz toll begleiten wird, weil das eine tolle Fachkraft und ein toller Mensch ist – ob sie schwanger ist oder nicht“ und jetzt sind wir drei Jahre später, die Frau ist erneut schwanger, ist eine Top-Fachkraft und wir haben eine wunderbare Arbeitszeit in den letzten drei Jahren gehabt und ich glaube, das muss man auch mal sagen. Es ist ja nicht so, wenn eine Frau im Betrieb schwanger ist, das sie für immer und ewig dem Markt fern bleibt. Die Schwangerschaft und die Kleinkinderzeit ist so eine kurze Zeit im Leben einer Frau und da ist noch so viel tolle Arbeitszeit. Das wird immer von Arbeitgebern wenig gesehen und von jungen Frauen natürlich erst mal auch nicht. Denen darf man durchaus sagen, dass dort ist noch sehr, sehr, sehr viel Zeit ist, die sie in ihre Karriere investieren.

Susanne: Vielleicht verlassen wir dieses spannende Thema nun: Du hast was ganz Tolles machen dürfen. Mit der Agentur hier aus Ostfriesland habt ihr das Logo für die ZONTA Convention in Hamburg gestalten. Glückwunsch, dass ihr das geworden seid! Schön auch für unseren Club hier, dass ihr das machen durftet. Vielleicht kannst du mal ein bisschen erzählen, wie sieht dieses Logo aus für die Convention und wie war der Weg dahin.

Katrin: Das war wirklich ein ganz spannendes Projekt – wir haben jetzt weltweit zusammengearbeitet. Und haben uns unglaublich gefreut, dass ZONTA Hamburg und Amerika sich zur Convention gewünscht haben, dass das Logo einfach grundsätzlich in Deutschland gestaltet werden soll – von einer deutschen Agentur, die ZONTA sehr nah ist. Und die Wahl fiel dann am Ende auf uns Ostfriesinnen und das hat uns natürlich besonders gefreut, als hauptsächlich Frauenagentur plus Zontiens mit norddeutschem Herzen. Die Zusammenarbeit war großartig, also ich hab selten so strukturierte Teilnehmerinnen erlebt. Ich kann das nur noch mal wieder geben, die Zontienes und ihre Strukturen sind unglaublich organisiert und unglaublich schnell. Da wird in den Projekten tatsächlich keine Zeit verloren und die Entscheidungswege sind, trotz der Menge an Köpfen sehr kurz. Die Zusammenarbeit lief so ab, dass der ZONTA Club Hamburg bzw. Frauke Pape ihre Wünsche vorgegeben haben. Sie wollte gerne etwas mit der Skyline aus Hamburg haben, um da einen Bezug zur Convetion in Hamburg zu bekommen und die USA wollte gerne, dass die neuen ZONTA-Farben integriert werden. Da wird es eine neues CD geben, die Farben werden ein bisschen bunter und lebendiger – wie ZONTA einfach auch ist. Das haben wir zusammen in dem Conventionlogo entwickelt, da gab es im Schnitt so 10 verschiedene Varianten und das hat sich verdichtet in der Zusammenarbeit und am Ende ist einhundert Prozent ein Logo entstanden, mit dem alle sehr glücklich sind.

Susanne: Toll! Dann können wir uns sehr auf die nächsten Postings und Ankündigungen freuen und sehen immer wieder: Das hat Katrin gemacht, aus unserem Club – toll! Da sind wir echt mächtig stolz auf dich und deine Kolleginnen und Kollegen. Super klasse!

Katrin: Wir freuen uns auch ganz tüchtig darüber!

Susanne: Nebenbei bemerkt hast du uns ja auch bei unserem Podcastlogo unterstützt. Da haben wir ja eine kleine Veränderung vorgenommen. Wir hatten zunächst im Blick, dass wir den Podcast hauptsächlich hier für unseren Club machen und jetzt hat der ja doch so eine andere Reichweite gefunden und wir hatten das Gefühl, das müsste jetzt auch dieser Reichweite ein bisschen angepasst werden, deswegen auch dafür noch mal vielen Dank dafür, dass ihr uns da so unterstützt Katrin.

Katrin: Ja, sehr sehr gerne. Ja, wir arbeiten ja viel, insbesondere auch für den digitalen Part, manchmal auch für Printsachen für unsern ZONTA Club Leer Ostfriesland. Und in den über 3 Jahren, die ich dabei bin, da ist es mein Schwerpunkt, ganz viel zu unterstützen und da haben wir auch viele tolle Sachen zusammen vorangebracht. Und ich finde, der Podcast ist auch deutschlandweit der aller erste Podcast, der so viral geht und viele wahnsinnig tolle Frauen verbindet. Das macht unglaublich viel Freude und Spaß da mitzumachen.

Susanne: Vielen Dank Katrin! Hast du vielleicht zum Schluss noch etwas? Ich hab schon gemerkt, du bist von diesen Themen, von den ZONTA-Werten und die Umsetzung derer im Alltag total beseelt. Hast du irgendeinen Tipp für junge Frauen oder überhaupt für Frauen wie sie ebenfalls einen guten Weg einschlagen können.

Katrin: Was ich aus meiner 42-jährigen Lebenserfahrung sagen darf ist, dass wir Frauen schon ein bisschen lauter sein dürfen, als wir eigentlich gerne in der Komfortzone wären. Es steht nicht unbedingt immer ein Märchenprinz vor der Tür und rettet uns und das sollten wir durchaus auch im Kopf haben und und selber ein bisschen unterstützen. Diese Gemeinschaft der Zontiens und der wahnsinnig starken Unternehmerfrauen und berufstätigen Frauen ist einfach unglaublich toll. Ich möchte Frauen ermutigen, ihre Stimme ein bisschen zu erheben und auch beruflich und als Mütter dafür einzustehen. Eine Sache ist mir einfach wahnsinnig wichtig, es ist so, dass wir Frauen immer noch oft mehr geben müssen als Männer. Das darf man nicht vergessen. Wenn eine Frau nach vorne möchte, dann muss man einfach auch gucken, dass man zwei, drei Mal so viel geben muss wie Männer. Ich wünsch mir, dass sich die Welt ändert, aber das können wir nur gemeinsam machen. Da würde ich einfach motivieren, ein bisschen disziplinierter zu werden, ein bisschen lauter, ein bisschen bunter. Ich glaube, da steht uns eine ganz ganz tolle, nicht nur digitale, sondern auch gesellschaftliche Welt offen. Wir haben ein bisschen Schwung verloren durch die Coronazeit und viele alte Rollenmodelle sind jetzt zurückgerollt. Ich würde da ganz gerne wieder Fahrt aufnehmen, um wieder in die andere Richtung zu gehen.

Susanne: Schönes Schlusswort Katrin. Vielen Dank für deine Zeit – mach weiter so.

Katrin: Sehr gerne. Liebe Grüße, Tschüss.

Susanne: Tschüss.

Ute: Tschüss.

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